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Lohmann Tradition

Speziell für alternative Haltungssysteme sind die LOHMANN TRADITION Hennen entwickelt worden. Diese Tiere zeichnen sich schon zu Beginn der Legephase durch hohe Gewichte der gleichmäßig braunen Eier aus.

Lohmann LSL-Classic

Lohmann LSL Hennen sind in den meisten Märkten der Welt fest etabliert. Die Tiere sind sehr leistungsfähig. Die weißen Eier sind qualitativ sehr hochwertig und weisen eine hervorragende Schalenstabilität auf. Aufgrund ihres ruhigen Temperaments ist die Henne an alternative Haltungsformen gut angepasst.

Lohmann Brown-Classic

Als Braunleger empfiehlt sich die LOHMANN BROWN-Classic Henne. Die robusten Tiere sind in vielen Märkten der Welt zu Hause und zeigen eine sehr ergiebige Legeleistung an attraktiv braunen Eiern. Auch diese Henne ist für die alternative Haltung gut geeignet.

2 Legehennen (spezielle Empfehlungen)
 2.3 Managementmaßnahmen zur Verminderung des Auftretens
       von Federpicken und Kannibalismus
      (U. Knierim, Ch. Keppler, M. Staack, A. Moesta)



2.3 Managementmaßnahmen zur Verminderung des Auftretens

      von Federpicken und Kannibalismus

Federpicken und Kannibalismus sind Störungen des Verhaltens, die anzeigen, dass die Anpassungsfähigkeit der Hennen an ihre Haltungsbedingungen überfordert war oder ist. Darüber hinaus können sie bei den Opfern Schmerzen und Furcht sowie erhöhte Mortalität verursachen. Federpicken und Kannibalismus stellen also erhebliche Tierschutzprobleme dar, die gleichzeitig durch geringere Legeleistungen der betroffenen Herden und erhöhten Futterverbrauch schlecht befiederter Hennen für die Halter wirtschaftlich relevant sind.

Federpicken und Kannibalismus sind nicht aggressiv motiviert . Nach derzeitigem Forschungsstand wird davon ausgegangen, dass die Tendenz zu Federpicken und Kannibalismus bereits sehr früh im Leben aus einer Umorientierung des Futtersuche- und -aufnahmeverhaltens bzw. des Bodenpickens auf Artgenossen entsteht, wenn die Möglichkeit zu arteigenem Futtersuche- und -aufnahmeverhalten in Form von Bodenpicken in geeignetem Substrat eingeschränkt ist. Allerdings gibt es eine große Zahl unterschiedlicher begünstigender Faktoren, die Federpicken und Kannibalismus zu typischen multifaktoriell bedingten Erscheinungen macht. Dadurch ist es schwierig, durch einzelne gezielte Maßnahmen zuverlässig Federpicken und Kannibalismus zu verhüten. Notwendig erscheint dagegen eine allgemeine Optimierung der Haltung und des Managements, die bereits in der Aufzucht ansetzt. Dennoch verdienen bestimmte Faktoren ein besonderes Augenmerk. Dazu gehören im Bereich des Managements erniedrigte Besatzdichten in der Aufzucht und Legephase, ein ausreichendes Angebot erhöhter Sitzstangen sowie von Trink- und Fressplätzen in der Aufzucht, Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität, ein gutes Einstreumanagement und das Angebot geeigneter Beschäftigungsangebote für die Jung- und Legehennen sowie eine gute Betreuung der Tiere.

Üblicherweise werden derzeit die Probleme mit Federpicken und Kannibalismus vor allem durch Schnabelkürzen und Lichtreduzierung bekämpft. Nach dem TIERSCHUTZGESETZ (2006) kann das Kürzen der Schnäbel bei unter 10 Tage alten Küken erlaubt werden, und diese Erlaubnis wird für die konventionelle Boden- und Freilandhaltung gängig erteilt. Lediglich ökologisch gehaltene Hennen haben mit wenigen Ausnahmen intakte Schnäbel. Schnabelkürzen ist aus Tierschutzsicht problematisch, da es sich um einen schmerzhaften Eingriff handelt, der in manchen Fällen sogar zu chronischen Schmerzen führen kann, wobei die Gefahr hierfür anscheinend umso geringer ist, je milder der Eingriff ist und je früher er stattfindet. Bei dem nach eigenen Beobachtungen in der Praxis oftmals anzutreffenden Ausmaß des Schnabelkupierens kann es darüber hinaus zu weiteren Komplikationen kommen, wie dem Verstopfen der Nasenlöcher mit Futter oder in Einzelfällen der Unfähigkeit, ausreichend Futter aufzunehmen. Während die Hennen für einige Wochen nach dem Kupieren eine verringerte Pickaktivität zeigen, die auf eine höhere Schmerzempfindlichkeit des Schnabels schließen lässt, scheint dieser Effekt mit zunehmendem Alter abzunehmen. Es gibt aber Hinweise, dass bereits als Eintagsküken kupierte Hennen noch im Alter von 60 Wochen mit weniger Kraft zupicken und bei Konfrontation mit einem Schmerzreiz (hier 45 °C warmes Wasser) empfindlicher reagieren. Auch der Verlust der Rezeptoren in der Schnabelspitze, je nach Ausmaß des Eingriffs, könnte dem Schnabel einen Teil seiner wichtigen Funktion als Reizaufnahmeorgan nehmen und so dass Pickverhalten der kupierten Tiere verändern. Dennoch zeigen auch Tiere mit gekürzten Schnäbeln Federpicken. Vermutlich besteht die hauptsächliche Wirkung des Schnabelkürzens darin, dass weniger Schäden durch die Pickaktivität entstehen, da die Tiere nicht mehr in der Lage sind, Federn oder Haut gezielt zu ergreifen oder zu schädigen.

Die andere übliche Maßnahme ist die Lichtreduktion. In der Regel werden die Tiere in der konventionellen Haltung bei Kunstlicht und niedrigen Lichtintensitäten von 4-19 LUX gehalten. Durch die geringe Lichtintensität und den Einsatz von künstlichen, teilweise monochromatischen Lichtquellen werden sowohl die Wahrnehmungsfähigkeit als auch die Aktivität der Tiere eingeschränkt. Da Hühner im ultravioletten Bereich sehen können, treten zusätzlich möglicherweise Probleme bei der Erkennung anderer Tiere durch Fehlen ultravioletten Lichts auf, wie es für Puten von Sherwin und Devereux beschrieben wurde. Im Falle höherer Lichtintensitäten führt die gesteigerte Gesamtaktivität der Hennen zu einem erhöhten Risiko für Federpicken oder Kannibalismus, wenn keine adäquate Umgebung für die Ausübung normalen Verhaltens, zum Beispiel des Erkundungs- und Nahrungsaufnahmeverhaltens, vorhanden ist. Insofern ist nicht nur das Schnabelkürzen, sondern auch die Einschränkung der Beleuchtung eine rein symptomatische Maßnahme, die für die Tiere den erheblichen Nachteil hat, dass, so wie beim Schnabelkürzen, die Reizaufnahme aus der Umwelt stark eingeschränkt wird. Beide Maßnahmen sind also aus Tierschutzsicht nicht empfehlenswert. Auch wenn ein Verzicht auf sie nochmals die Anforderungen an das Management in der Legehennenhaltung erhöht, so zeigen Erfahrungen aus Österreich und mit ökologischen Betrieben, dass dieser Weg durchaus möglich ist, wenn auch weitere Verbesserungen in allen Bereichen sehr wünschenswert sind. In den Fällen, in denen Schnabelkürzen noch ausgeführt wird, sollte es vorzugsweise bei Eintagsküken erfolgen und einen möglichst geringen Teil des Schnabels betreffen.

Der bei weitem tierfreundlichere Weg ist es, durch möglichst artgemäße Haltung und angemessenes Management unter Berücksichtigung der bekannten Risikofaktoren das Auftreten der Verhaltensstörungen zu mindern. Ein relativ gut untersuchter Aspekt im Bereich des Managements ist die Besatzdichte, meist kombiniert mit der Gruppengröße. Während eine Verminderung von Schäden oder schädigendem Picken bei niedrigeren Besatzdichten in der Aufzucht mit nur einer Ausnahme festgestellt wurde, ist das Bild in der Legephase nicht ganz so eindeutig; einige Autoren fanden einen Effekt, andere nicht oder nur bei der Haltung auf Gitterböden ohne Einstreu. STAACK et al. (2007) empfehlen aufgrund der Ergebnisse ihrer explorativen epidemiologischen Untersuchung eine maximale Besatzdichte von 13 Junghennen/m² begehbarer Fläche, um das Risiko für Federpicken während der Legephase zu mindern. Teilweise verbunden mit der Besatzdichte ist das quantitative Angebot erhöhter Sitzstangen sowie von Trink- und Fressplätzen. Ein ausreichendes Trink- und Fressplatzangebot in der Aufzucht ist nach den Ergebnissen von STAACK et al. (2007) ebenfalls sehr wichtig, um Federpicken und Kannibalismus in der Legephase zu verringern. Können sich Legehennen auf hohe Sitzstangen zurückziehen, auf denen sie nicht so leicht bepickt werden können, so verbessert das den Gefiederzustand und senkt möglicherweise das Auftreten von Kannibalismusschäden. Wichtig ist offenbar, dass bereits während der Aufzucht erhöhte Sitzstangen vorhanden sind, um Federpicken und Kannibalismus zu vermindern. STAACK et al. (2007) empfehlen ein Angebot von gut 10 cm erhöhter Sitzstange pro Junghenne. Die Luftqualität, insbesondere der Ammoniakgehalt, könnte ein weiterer Aspekt sein, dessen Optimierung auch mindernde Auswirkungen auf Federpicken und Kannibalismus hat. Entsprechende Maßnahmen werden weiter unten besprochen. Ein gutes Einstreumanagement, das in diesem Zusammenhang eine große Bedeutung hat, und das zu einer trockenen, durch die Hennen bearbeitbaren Struktur der Einstreu führt, hat außerdem eine unmittelbar präventive Wirkung hinsichtlich Federpicken, dadurch dass es das Scharren und Picken in der Einstreu anregt. Umgekehrt verbessert auch eine hohe Tieraktivität in der Einstreu die Einstreuqualität. Streuen von Körnern in die Einstreu unterstützt dies.

Darüber hinaus kann die Erhöhung der Beschäftigungszeit mit Futter zu einer Reduzierung von Federpicken und Kannibalismus beitragen. Auch über diesen Mechanismus entfaltet das Streuen von Körnern in die Einstreu wahrscheinlich seine positive Wirkung, wobei auffällig ist, dass sich insbesondere das Streuen von Körnern in der Aufzucht als wirksam zur Verminderung von Federpicken erwiesen hat. Möglicherweise ist es wichtig, dass die Tiere frühzeitig lernen, ihre Pickaktivitäten auf andere Objekte als ihre Artgenossen zu richten. Auf weitere mögliche Effekte des Körnerstreuens wird im nächsten Kapitel noch eingegangen. Darüber hinaus bestehen noch weitere verschiedene Möglichkeiten zur Verlängerung der Beschäftigungszeiten mit Futter, die auch gleichzeitig angewendet werden können: das Füttern mehlförmigen Futters anstelle von Pellets, von Futterrationen mit niedrigerem Energie- und höherem Rohfasergehalt (Literaturübersicht: VAN KRIMPEN et al., 2005) sowie das zusätzliche Angebot von Saftfutter, zum Beispiel von Silage oder Möhren oder frischem Gras.

Als letzter Aspekt im Bereich des Managements soll noch die Betreuung der Tiere angesprochen werden. Zum Beispiel fanden STAACK et al. (2007) in Legebetrieben, in denen die Tiere mehr als viermal täglich kontrolliert wurden, einen besseren Gefiederzustand und weniger verletzte Hennen vor. Häufige Tier- und Stallkontrollen sind wichtig, um frühzeitig Probleme erkennen und beheben zu können, zum Beispiel in der Fütterung oder Beleuchtung. Genauso wichtig ist es, frühzeitig verletzte oder tote Tiere zu entfernen. Am effektivsten wäre es allerdings, frühzeitig die pickenden Tiere aus der Gruppe zu nehmen, da Federpicken in der Regel bei nur wenigen Individuen beginnt, sich dann aber durch soziales Lernen ausbreitet. Gleiches gilt höchst wahrscheinlich für Kannibalismus. Leider ist diese Maßnahme, zumal in großen Beständen, nicht praktikabel. Der erfahrene Hennenhalter kann aber anhand verschiedener Indikatoren den Beginn von Federpicken oder Kannibalismus frühzeitig erkennen und dann intensiv nach möglichen Belastungsfaktoren suchen und sie beheben.

          Beispielsweise kann ein Kannibalismusausbruch aufgrund von Natriummangel
          durch das Anbieten von Salzlösungen gestoppt werden.
          
          Besonders wichtig ist es daneben, die Beschäftigungsmöglichkeiten im Bereich der
          Futtersuche und -aufnahme erheblich zu erhöhen.

          Auch eine zeitweise Reduzierung der Beleuchtung kann als Sofortmaßnahme
          notwendig sein.

Zu den genannten Indikatoren gehören nicht nur erste sichtbare Schäden oder die Beobachtung von schädigendem Picken, sondern auch eine stärkere Unruhe der Tiere sowie häufigere Schmerzlaute der bepickten Tiere. Auffällig kann auch sein, dass die Hennen alle frei verfügbaren Federn fressen, da ein Zusammenhang zwischen Federfressen und Federpicken zu bestehen scheint. Neben den praktischen Effekten häufiger Tierkontrollen können diese auch dadurch positive Wirkung entfalten, dass die Hennen durch eine stärkere Gewöhnung an den Menschen furchtloser ihm gegenüber werden. Die Bedeutung dieses Aspekts wird im nächsten Kapitel diskutiert.


knierim